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Jessica Durlacher

Sie ist die Tochter des in Deutschland geborenen G.L. Durlacher, der das KZ Auschwitz-Birkenau überlebt hat und dessen „Geschichten aus Krieg und Verfolgung“ in Deutschland unter dem Titel „Streifen am Himmel“ erschienen sind. Und sie ist verheiratet mit dem niederländischen Schriftsteller Leon de Winter. Aber mit ihren Romanen „Das Gewissen“ und „Die Tochter“ hat sie sich längst einen „eigenen“ Namen erschrieben und ein internationales Publikum gefunden.

Am Montag, den 5. März wird Jessica Durlacher um 20 Uhr im Lesesaal der Stadtbücherei aus ihrem neuen Roman lesen, der im letzten Jahr unter dem Titel „Emoticon“ in deutscher Übersetzung erschienen ist. Als „Emoticon“ werden laut Wikipedia „Zeichenfolgen (aus normalen Satzzeichen) bezeichnet, die ein Smiley nachbilden, um in der schriftlichen elektronischen Kommunikation Stimmungs- und Gefühlszustände auszudrücken. Sie stammen aus der Zeit, in der über das Internet nur Texte verschickt werden konnten. Die Bezeichnung Emoticon ist eine Wortkreuzung, gebildet aus Emotion und Icon. Erkennen kann man sie am besten, indem man den Kopf etwas nach links neigt“. Im Anhang des Romans findet sich eine ausführliche Liste der Emoticons, die auf der Handlungsebene tatsächlich Stimmungs- und Gefühlszustände abbilden.

„Emoticon“ handelt von der komplizierten Freundschaft zweier Frauen: Ester und Lola, die ein halbes Leben lang alles miteinander geteilt haben – die Liebe, die Männer, die Eifersucht, das Misstrauen, die Neugier auf Israel, die Liebe zu einem Kind namens Daniel, Lolas Kind. „Emoticon“ erzählt die Geschichte dieses Daniel, eines niederländisch-israelischen Jugendlichen, und von Aischa, einer jungen Palästinenserin, die für die Weltöffentlichkeit ein Zeichen setzen will und ihn in eine tödliche Falle lockt. Ihr Lockmittel: das Internet und seine Zeichensprache, die Emoticons.

Was „Emoticon“ von anderen Romanen mit der gleichen Thematik unterscheide, stellt die Frankfurter Allgemeine Zeitung fest, sei ist der Kunstgriff, „mit Daniel eine starke Identifikationsfigur für europäische Leser zu schaffen. Hier ist der Nahost-Konflikt nicht ganz weit südlich auf der Landkarte und findet zwischen oft fremd erscheinenden Kulturen statt, sondern er beginnt gleich bei Amsterdam“. Dort wächst Daniel wohlbehütet auf und will anfangs gar nichts vom Judentum wissen. Erst nachdem seine erste große Liebe ihn verlassen hat, stürzt er sich in religiöses Engagement, will seinen jüdischen Vater kennenlernen und reist nach Israel, um als Freiwilliger der Armee zu helfen.

In einem Aufsatz über ihren Vater bestimmt Jessica Durlacher das Ziel auch ihrer eigenen Literatur: „Daß man dazu verführt wird, historische Abstraktionen auf Menschen und ihre Geschichten zurückzuführen – und dass man darin weiter nach der Wahrheit und den Fakten sucht.“