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Michael Köhlmeier

Als Michael Köhlmeier 2017 mit dem Literaturpreis der Adenauer-Stiftung ausgezeichnet wurde, hielt die diesjährige Trägerin des Friedenspreises des Deutschen Buchhandels Aleida Assmann die Laudatio. In ihr bezeichnete sie den Autor als „Schöpfer und Visionär“, der Informationen in Wissen verändere und in packende Geschichten umsetze: „Komposition und Imagination – das sind die Flügel, auf denen sich Köhlmeiers Poesie des Lebens über die Recherche erhebt und entfaltet“. Köhlmeiers Talent bestehe in der Kombination von Fakten mit Bewertungen und Erfundenem: „In der postmodernen Fiktion Köhlmeiers ist die Geschichte, die er erzählt, nicht mehr von den Stufen ihrer Vermittlung ablösbar.“

Am Freitag, den 23. November wird Michael Köhlmeier um 20 Uhr im Lesesaal der Stadtbücherei aus seinem voluminösen neuen Roman lesen: „Bruder und Schwester Lenobel“.

Köhlmeier, 1949 in Hard am Bodensee geboren, lebt in Hohenems/Vorarlberg und Wien. Zuletzt erschienen die Romane  „Zwei Herren am Strand“ (2014) und „Das Mädchen mit dem Fingerhut“ (2016) sowie der Gedichtband „Ein Vorbild für die Tiere“ (2017) und die Augustinus-Novelle „Der Mann, der Verlorenes wiederfindet“ (2017).
Der Autor wurde vielfach ausgezeichnet: 2015 mit dem Düsseldorfer Literaturpreis, 2016: Österreichisches Ehrenkreuz für Wissenschaft und Kunst I. Klasse und 2017 mit dem Marie-Luise-Kaschnitz-Preis.

Köhlmeiers neuer Roman entwirft ein grandioses Bild unserer Zeit. Alles fängt an mit Alarmruf. Hanna mailt an ihre Schwägerin in Dublin: Komm, dein Bruder wird verrückt! Zwei Tage später landet Jetti Lenobel in Wien – und Robert ist verschwunden. Doch Jetti glaubt nicht daran, dass der Bruder verrückt geworden ist. Sie kennt ihre sehr ungewöhnliche jüdische Familie. In der immer mit allem zu rechnen ist. Dann kommt die Nachricht des Bruders: „Ich bitte dich, dass Du mit niemandem darüber sprichst!!! Ich will es so. Ich bin in Israel, dem Land der Väter. Aber an die Väter denke ich nicht.“ In den merkwürdigen, verschlungenen Lebensläufen der Geschwister Jetti und Robert, seiner Frau, ihrer Kinder und Freunde, erzählt Köhlmeier von dem, was jeder sein Leben lang mit sich trägt. Was den Autor interessiere, schreibt Iris Radisch in der „Zeit“, sei das unterirdische Weiterwühlen der Geschichte in den Herzen nachkommender Generationen: „Deswegen untersucht er Lebensmuster wie die der Geschwister Lenobel und ihrer Kinder, hält Scherben gegen das Licht, beobachtet Paarungs- und Trennungsriten, Einsamkeitsrituale und Fluchtverhalten wie ein Ethnologe, der die traurigen Tropen der Holocaust-Nachkommen erforscht.“