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Nora Bossong

Es ist nicht der Text über die Gelbwesten, aus dem die Schriftstellerin Nora Bossong lesen wird. Vor zwei Monaten hat sie in der Zeitung „Die Welt“ darüber berichtet, was ihr auf einer Polizeiwache in Paris widerfahren ist, als sie den Diebstahl ihrer Handtasche meldete, die eben auch wichtiges Recherche-Material enthielt. Am Dienstag, den 10. September 2019 wird sie um 20 Uhr im Haus der Niederlande (Alter Steinweg 6/7, Münster) aus ihrem neuen Roman lesen, der sich seinerseits der Gegenwart stellt: „Schutzzone“. Der Roman ist für den Deutschen Buchpreis 2019 nominiert.

Nora Bossong, 1982 in Bremen geboren, schreibt Lyrik, Romane und Essays, für die sie mehrfach ausgezeichnet wurde, unter anderem mit dem Peter-Huchel-Preis, dem Kunstpreis Berlin, dem Roswitha-Preis und – 2019 – dem Kranichsteiner Literaturpreis. Im Jahr 2013 war sie Gast des Münsteraner Lyrikertreffens.

Sie studierte Literatur am Deutschen Literaturinstitut in Leipzig sowie Kulturwissenschaft, Philosophie und Komparatistik an der Humboldt-Universität zu Berlin, der Universität Potsdam und der Universität La Sapienza in Rom. Zuletzt erschienen im Hanser Verlag ihr Roman „36,9°“ (2015) und ihre Reportage „Rotlicht“ (2017) sowie im Suhrkamp Verlag der Gedichtband „Kreuzzug mit Hund“ (2018). Bossong lebt in Berlin.

Die Protagonistin ihres neuen Roman ist Mira. Nach Stationen bei der UN in New York und Burundi arbeitet sie für das Büro der Vereinten Nationen in Genf. Während sie tagsüber Berichte über Krisenregionen und Friedensmaßnahmen schreibt, eilt sie abends durch die Gänge der Luxushotels, um zwischen verfeindeten Staatsvertretern zu vermitteln. Bei einem Empfang begegnet sie Milan wieder, in dessen Familie sie nach der Trennung ihrer Eltern im Frühjahr 94 einige Monate gelebt hat. Die Erinnerungen an diese Zeit, aber auch Milans unentschiedene Haltung zwischen gesuchter Nähe und schroffer Zurückweisung überrumpeln und faszinieren sie zugleich. Als ihre Rolle bei der Aufarbeitung des Völkermords in Burundi hinterfragt wird, gerät auch Miras Souveränität ins Wanken, ihr Glaube, sie könne von außen eingreifen, ohne selbst schuldig zu werden.

Was bedeuten Vertrauen und Verantwortung? Wie greifen Schutz und Herrschaft ineinander? Wie verhält sich Zeugenschaft zur Wahrheit? Und wer sitzt darüber zu Gericht? Hellsichtig und teilnahmsvoll geht Nora Bossong in ihrem virtuosen Roman diesen Fragen nach – in privaten Beziehungen wie auf der großen politischen Bühne – und setzt den Konflikten der Vergangenheit die Hoffnung auf Versöhnung entgegen. Denis Scheck über Nora Bossong: Sie „zählt zu den intellektuell anregendsten und neugierigsten Stimmen ihrer Generation.«