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Jan Böttcher

Von Mobbing bis Zentralabitur, von Unterrichtsausfall bis Qualitätsanalyse – zunehmend bewegt das Thema Schule die Gemüter. Und die Künstler. Ruth Schalanskys Roman über eine ostdeutsche Lehrerin „Der Hals der Giraffe“ und der Spielfilm mit Christian Ulmen „Jonas – Stell dir vor, es ist Schule und du musst wieder hin“ mögen für eigenwillige Blicke auf eine Institution stehen, die mit Eigenwillen häufig nicht so ganz viel anfangen kann. Eines dieser künstlerischen Schul-„Zeugnisse“ stammt von einem Autor, der sich auch als Sänger und Songwriter – für seine Band „Herr Nilsson“ – einen Namen gemacht hat. Am Freitag, den 24. Februar wird Jan Böttcher um 20 Uhr im Lesesaal der Stadtbücherei aus seinem Roman „Das Lied vom Tun und Lassen“ lesen, der im Dezember 2011 den ersten Platz auf der angesehenen SWR-Bestenliste einnahm. Es ist ein Roman aus drei „Stimmen“; die eine gehört dem Musiklehrer Immanuel Mauss, der kurz vor seiner Pensionierung steht, die zweite dem Schulgutachter Johannes Engler, Mitte 30, die dritte der 18-jährigen Schülerin Clarissa Winterhof. Drei Stimmen und der Selbstmord einer Schülerin, der aus diesen drei verschiedenen Perspektiven wahrgenommen und reflektiert wird. Der alternde Musiklehrer „Manuel“ Mauss will seinen Schülern nicht länger bloß Wissen vermitteln. Die Jugendlichen hängen an ihm, seit er sich vom mainstream des Kollegiums distanziert und ihnen im Unterricht ungewohnte Freiheiten einräumt. „Manuel“ und seine Schülerinnen und Schüler tragen ihr Konzept demonstrativ in die Öffentlichkeit – unter der Parole: „Mehr Musik – weniger Noten“. Als dann der „Inspektor“ kommt wg. Qualitätsanalyse, ist dieser einigermaßen verblüfft, kann sich aber jener schulischen Subkultur nicht entziehen. Aber die private lebensgeschichtliche Krise, in der er sich befindet, lässt ihn das Risiko nicht scheuen, eine Liebesbeziehung zu der gerade volljährigen Clarissa einzugehen, die ihrerseits durch den Selbstmord ihrer Mitschülerin emotional „wund“ ist. Alle drei Personen haben etwas „miteinander“ zu tun, aber letztlich wissen sie weniger voneinander, als sie denken.

Jan Böttcher, Jahrgang 1973, lässt seine Personen in ihrer jeweiligen Eigenheit und Einsamkeit zu Wort kommen, ohne sich etwa als auktorialer Erzähler kommentierend einzuschalten. Diese erzählerische Zurückhaltung mache diesen „glänzenden Roman“, schreibt Christoph Schröder im SPIEGEL: „so irritierend und verhilft ihm zu einer Spannung, die bis zum Ende unaufgelöst beleibt.“ Die Songs übrigens, die in dem Roman eine wichtige Rolle spielen – so auch das „Lied vom Tun und Lassen“ – sind unter www.janboettcher.com“ auch im Internet zu hören.