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Simon Strauß

Das erste belletristische Buch von Simon Strauß hatte sich an den Todsünden orientiert. Unter dem Titel „Sieben Nächte“ ist es vor zwei Jahren erschienen, und der Autor hat im Rahmen des literarischen Begleitprogramms des letzten Katholikentags aus ihm gelesen. Jetzt kommt er abermals nach Münster und wird aus seinem neuen Buch „Römische Tage“ lesen. Diese letzte Veranstaltung vor der Sommerpause findet am Freitag, den 5. Juli 2019 um 20 Uhr in der Studiobühne Münster (Domplatz 23, 48143 Münster) statt; sie wird möglich dank der Unterstützung durch den Hausherrn Dr. Ortwin Lämke und seine Mitarbeiter.

Simon Strauß, als Sohn von des Schriftstellers Botho Strauß und der Rundfunkautorin Manuela Reichart 1988 in Berlin geboren, studierte Altertumswissenschaften und Geschichte in Basel, Poitiers und Cambridge. Im Jahr 2017 promovierte er an der Humboldt-Universität zu Berlin mit einer althistorischen Arbeit über Konzeptionen römischer Gesellschaft. Er ist Mitgründer der Gruppe »Arbeit an Europa«. und Initiator des europäischen Zeitzeugenprojekts „European Archive of Voices“. Er lebt in Frankfurt und ist seit 2016 Redakteur im Feuilleton der „Frankfurter Allgemeinen Zeitung“.

Für „Sieben Nächte“ hat er den Debütpreis des Lübecker Buddenbrookhauses erhalten, und 2018 ist er mit dem „Obermayer German Jewish History Award“ ausgezeichnet worden.

„Römische Tage“ erzählt von einem jungen Mann, der „zweihunderteinunddreißig Jahre und acht Monate nach Goethe“, in die ewige Stadt kommt, um die Gegenwart abzuschütteln. Er sucht einen eigenen Weg und fühlt fremde Zeiten in sich pulsieren. In Rom erinnert er sich. In Rom verliebt er sich. In Rom trauert er. Er trifft auf außergewöhnliche Menschen und findet seine Aufgabe darin, alles wahrzunehmen, nichts auslassen. Der Erzähler zieht in eine Wohnung schräg gegenüber der Casa di Goethe, und die Stadt wird ihm zur Geliebten. Ihre Geschichten spielen vor seinem Auge: Der Mord an Caesar am Largo Argentina ist ihm genauso lebendig wie das Gerangel der Sonnenbrillenverkäufer auf dem Corso. Er taucht ein in eine Welt voller Gegensätze: die Verlorenheit der jungen Italienerinnen und die schwindende Bedeutung der alten Intellektuellen.

Antike und moderne Ideale, leuchtende Paläste, ausgelassene Partys und vergehende Kunst. Einheimische, Migranten, Gläubige, Touristen, Bettler. Zwischendrin Müll, viel Müll. Und immer wieder das Stechen in seiner Brust, das die Ärzte nicht ernst nehmen wollen. Begeistert und melancholisch, leichtfüßig und ergreifend erzählt Simon Strauß, warum Gegenwart nicht ohne Vergangenheit auskommt. Florian Illies hatte in der „Zeit“ Simon Strauß „einen schönen eigenen Tonfall“ bescheinigt, „der das Zeitgenössische in sich trägt, ohne damit protzen zu wollen, der aber dennoch auch den Sound der Väter kennt, der aus großen Bildungstiefen kommt und sich dafür auch manchmal selbst verachtet und dann zu großer Lakonie und schlichter Sinnlichkeit findet.«