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Edo Popovic

Im Rahmen des internationalen Ausstellungsprojektes „Verstehst Du das? Neue Medienkunst aus Südosteuropa“ präsentiert der Literaturverein Münster den 1957 in Bosnien geborenen, seit 1968 in Zagreb lebenden Schriftsteller Edo Popovic. Am Samstag, den 9. Dezember wird er um 20 Uhr in der Ausstellungshalle zeitgenösssiche Kunst Münster (Hafenweg 28) aus seinem soeben erschienenen, von der in Münster lebenden Alida Bremer ins Deutsche übersetzten Roman „Ausfahrt Zagreb-Süd“ lesen. Der vor knapp 20 Jahren erschienenen erste Roman von Edo Popovic - „Mitternachtsboogie“ - hatte in einigen Episoden noch in Münster gespielt. Jetzt wendet sich Popovic, der zwischen 1991 bis 2000 zahlreiche Reportagen von den kroatischen und bosnisch-hercegovinischen Kriegsschauplätzen veröffentlichte, der Gesellschaft zu, in der er heute lebt.

Der neue Roman porträtiert eine Clique, die vom Jugoslawienkrieg aus dem Leben gerissen wurden, jetzt den zaghaft beginnenden Wirtschaftsaufschwung erleben und mit Verwestlichungstendenzen konfrontiert sind, an denen sie nicht teilhaben können. Die Hauptfigur Baba steht exemplarisch für viele: desillusioniert, zynisch, seelisch beschädigt. Er ist dem Alkohol verfallen und kann auch seine Beziehung, das einzige, das ihm noch halbwegs Halt gibt, was er aber nicht anzuerkennen vermag, nicht retten. Die Generation, die Popovic (geb. 1957) hier beschreibt, ist zu jung, als dass sie noch den Sozialismus hätte kennen lernen können, und zu „alt“, um sich schon im Kapitalismus zurechtzufinden. Hinterbliebene eines Bürgerkriegs mitten in Europa, versuchen sie vergeblich, wieder ein normales Leben anzufangen. So schaffen sie sich eine Nische mit Gleichgesinnten, in der sie so hoffnungslos wie illusionslos ihren banalen Alltag bewältigen. Am Ende beruft sich der Erzähler auf Blaise Cendrars: Traurig zu sein, sei zu leicht, zu blöd, zu bequem, sei nicht schlau und liege immer auf der Hand. Das letzte Kapitel - „darüber was später kam“ - skizziert, in einer Art Abspann, wie es den Helden weiterhin erging. Die Clique hat sich in ein melancholisches Mobile verwandelt, und Baba denkt noch immer über das Trinken nach, führt leicht surreale Gespräche mit sich selbst, lässt sich regelmäßig von der Mutter seiner Ex fragen, warum er und Vera sich getrennt hätten, antwortet genauso regelmäßig: Hauptsache wir sind gesund und leben noch, hört sich immer wieder das Bedauern der Mutter an, der es leid tue um sie beide, und antwortet, wie immer: „Mir auch, mir auch.“
Die Übersetzerin Alida Bremer wird anwesend sein.