LiteraturvereinLiteraturverein LogoBuchseite

Ulla Hahn

Bereits zum siebenten Mal finden die „Nordwalder Biographietage“ statt. In diesem Jahr stehen sie unter dem Titel „Liebe. All you need is love“. Ein literarischer Schwerpunkt liegt in einer Lesung, die durch die Kooperation von „Biographietagen“, Literaturverein und Theater Münster möglich geworden ist. Gast ist Ulla Hahn, eine der prominentesten und erfolgreichsten deutschsprachigen Gegenwartsautorinnen. Am Sonntag, den 28. September 2014 wird sie um 11 Uhr 30 im Oberen Foyer des Theater Münster (Neubrückenstraße 63) aus ihrem neuen Roman „Spiel der Zeit“ lesen.

Die 1946 im Sauerland geborene, im Rheinland aufgewachsene, heute in Hamburg lebende Autorin hat sich einen Namen gemacht hat als Lyrikerin – und ist solche bereits Gast des Lyrikertreffens Münster gewesen; vor einem Jahr ist ein fast tausendseitiger Band ihrer „Gesammelten Gedichte“ erschienen. Aber auch als Erzählerin ist sie außerordentlich erfolgreich, insbesondere mit ihrem großangelegten autobiographischen Romanprojekt.

Begonnen hatte es mit dem Roman „Das verborgene Wort“ (2001), der ein Jahr später den deutschen Buchpreis erhielt und unter dem Titel „Teufelsbraten“ verfilmt worden ist. Auch der nachfolgende Roman „Aufbruch“ (2009) wurde ein großer Erfolg. Zusammen mit dem „Spiel der Zeit“ liegt also jetzt eine Trilogie vor, in der sich verbindet, was die Kritikerin Pia Reinacher anlässlich des zweiten Bandes festgestellt hat: die Selbstbefragung und die zeitgeschichtliche Milieustudie. Der Titel des dritten Romans zitiert einen Vergleich, den der Barockdichter Andreas Gryphius wiederholt verwendet hat, so in dem Sonett „Ebenbild unseres Lebens“: „Der Mensch, das Spiel der Zeit, spielt, weil er allhie lebt / im Schauplatz dieser Welt; er sitzt, und doch nicht feste.“ Hilla Palm, Arbeiterkind vom Dorf, hat in Köln ihr Germanistik-Studium aufgenommen. Im turbulenten Jahr 1968 sucht sie hier heimisch zu werden, erkundet die Welt der Sprache, genießt die Freiheit des Denkens und liebt die Beatles mehr als die Stones, sehnt sich nach – auch politischer – Orientierung im Leben und muss doch erkennen, dass ihre eigene Vergangenheit noch nicht vergangen ist. Erst als sie ihrer Liebe begegnet, findet sie die Kraft für einen neuen Blick auf alte Verletzungen und überwindet jenes Trauma, das im Mittelpunkt des zweiten Bandes der Trilogie gestanden hat. Als „Gewebe aus Erfahrung, Erinnerung und Dokumenten“ versteht Ulla Hahn ihren Roman, und sie fügt sogar einen „Quellennachweis“ an. Sie lässt ihre Figur Hilla Palm erzählen und fällt als Autorin dieser „kleinen Schwester“ auch mal ins Wort. „Spiel der Zeit“ ist zugleich ein reflektierter Entwicklungsroman und die Besichtigung des „Schauplatzes“ der Welt, die „damals“ die Welt der jungen 68er war.