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Péter Zilahy

las aus seinem Buch "Die letzte Fenstergiraffe - Ein Revolutions-Alphabet."
Aus dem Ungarischen von Terézia Mora

Ob Sandor Márai oder Antal Szerb, ob Imre Kertész, György Konrad oder Péter Esterhazy -: Ungarische Autoren sind seit einigen Jahren auch in Deutschland populär geworden. Und bisweilen leisten sie sogar einen Beitrag zur deutschsprachigen Gegenwartsliteratur, so im Fall von Terézia Mora, die Ende letzten Jahres mit ihrem Roman "Alle Tage" Gast des Literaturvereins war. Terézia Mora ist nun auch die kongeniale Übersetzerin eines jungen ungarischen Schriftstellers, der schon früh große internationale Aufmerksamkeit gefunden hat.
Der 1970 geborene Autor hat seinen Roman angelehnt an ein weit verbreitetes ungarisches Kinder-ABC, das von Ablak (Fenster) bis Zsiraf (Giraffe) geht. Es ist ein Buch, das sich jeder konventionellen Gattungsbezeichnung entzieht: zugleich Wörterbuch und Reportage, Autobiographie und Roman, Essay und Multimedium. Nostalgische Abbildungen aus dem Kinderbuch werden mit Fotos konfrontiert, die in den 1990er Jahren der osteuropäischen Umwälzungen entstanden sind. Kein Zufall, dass dieses — so heißt es im Untertitel — "Revolutionsalphabet" in der aufbegehrenden Ukraine jüngst zum Buch des Jahres gewählt worden ist. In den Belgrader Demonstrationen gegen das Milosevic-Regime - deren Augen- und Ohrenzeuge Péter Zilahy gewesen ist — hat sich offenbar ein Exempel statuiert.
Zilahy in einem Interview: "Schon bei meinen ersten Lesungen in Kiew konnte ich beobachten, dass mein Buch wie ein Handbuch für politischen Rebellion gelesen wurde. Die Leute stellten mir regelrecht Fragen über die besten Methoden des Protests. (…) An einer Stelle vergleiche ich den Tod der Diktatoren mit dem Erwachsenwerden eines Jungen. Die ukrainischen Zuhörer fragten mich daraufhin: Und wer wird der nächste sein." Tatsächlich entzieht sich dieses multimediale Buch — das es auch in einer CD-ROM-Version gibt - schon durch sein alphabetisches Chaos, sein chaotisches Alphabet einer jeden Instrumentalisierung. Die Neue Zürcher Zeitung zieht in ihrer Rezension ein begeistertes Resümee: "Mit der Beschreibung einer ungarischen Kindheit beginnt der Roman sanft zu leuchten. Sprachlich sensibel und von Terézia Mora punktgenau übersetzt, wird das Milieu des Kommunismus in all seinem Aberwitz gezeigt. (…) Péter Zilahy, der junge ungarische Schriftsteller wird mit seinem provokant-unpathetischen Europa-Lexikon künftig auch im deutschsprachigen Raum zu führen sein. Mit herzlichen Grüßen und unter Z."