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Peter Stamm

Er gehört zu den Autoren, die sich einen unverwechselbaren „Prosadialekt“ erschrieben haben. Dieser beruht auf der Spannung zwischen den großen Gefühlen, von denen er erzählt, und den „kleinen“ Sätzen, in denen er das tut. Am Mittwoch den 24. Februar 2010 wird Peter Stamm um 20 Uhr im Lesesaal der Stadtbücherei aus seinem neuen Roman lesen. Die besagte Spannung ist so groß, dass der Klappentext das, was dieses Buch ausmacht, am allerwenigsten trifft: „Ein Mann zwischen zwei Frauen, die eine ist begehrenswert, bei der anderen ist er frei. In seinem großen Roman ‚Sieben Jahre’ erzählt Peter Stamm von der Zumutung des Glücks, geliebt zu werden.“ Der Titel des Romans spielt auf die alttestamentarische Geschichte von Jakob an, der sieben Jahre mit der „falschen“ Frau verheiratet ist, ehe er die „richtige“ bekommt.
Der 1963 geborene, heute in Winterthur lebende Autor hat unter anderem Psychologie und Psychopathologie studiert. Seine Literatur profitiert von dieser außerliterarischen Kompetenz, drängt sie dem Leser aber nicht auf. Stamms kammerspielerische Versuchsanordnungen sind ganz Erzählung. Ihre sinnliche Indirektheit markiert auch das Motto von Le Corbusier, das dem Roman vorangestellt ist: „Lichter und Schatten enthüllen die Formen.“ Ein paar Enthüllungsverbergungssätze aus dem letzten Kapitel mögen für die Liebesunordnung stehen, von der Peter Stamm erzählt: „Und sie lebten glücklich und zufrieden, sagte Antje. Komm, sagte ich, wir gehen zurück. Sonja wird sich bestimmt wundern, wo wir bleiben. Auf dem Rückweg fragte Antje mich, was ich vorhabe. Ich habe nichts vor, sagte ich. Und das mit Iwona ist endgültig vorbei? Es ist abgeschlossen, sagte ich. Antje schaute mich an mit einem skeptischen Blick. Wollen wir hoffen, dass es für sie auch vorbei ist.“
Auf seiner Homepage zitiert Peter Stamm einen Vergleich von Elizabeth Bishop: „Nah wie zwei Seiten in einem Buch, die einander in der Dunkelheit lesen.“ Nach einer Lektüre der „Sieben Jahre“ahnt man, warum Peter Stamm dieser Vergleich gefallen hat.




Der Literaturverein Münster eröffnet die zweite Hälfte seines Jahresprogramms 2006 mit einem Autor, der von deutschsprachigen Literaturkritikern gerade in diesen Wochen auf den Platz 1 der prominenten Südwestfunk-Bestenliste gewählt worden ist. Am Freitag, den 25. August wird um 20 Uhr im Lesesaal der Stadtbücherei Peter Stamm aus seinem neuen Roman lesen, der den unscheinbaren Titel trägt: „An einem Tag wie diesem“.

Der 1963 geborene Schweizer Schriftsteller hat sich in den letzten Jahren mit seiner geheimnisvoll leisen, seiner konzentriert ruhigen Prosa einen Namen gemacht; Titel wie „In fremden Gärten“ oder „Ungefähre Landschaft“ haben auch etwas Programmatisches.

Seinem neuen Roman hat er ein Motto von Georges Perec vorangestellt: „Es ist ein Tag wie dieser hier, ein wenig später, ein wenig früher, an dem alles neu beginnt, an dem alles beginnt, an dem alles weitergeht.“ Vordergründig erzählt der Roman die Geschichte einer jähen Heimkehr. Von einem Tag auf den anderen gibt Andreas - Mitte 40 - seinen allenfalls routiniert ausgeübten Lehrerberuf in Paris auf. Eine ärztliche Diagnose, die eine Krebserkrankung befürchten lässt, will er nicht wahrhaben. Er reist - zusammen mit der fürsorglichen Delphine - in seine Schweizer Heimat zurück. Dort hofft er, doch noch einmal anfangen zu können, dem nicht gelebten Leben noch einmal Sinn zu geben, all seine zerstreuten Liebschaften zu vergessen in einer Wiederbegegnung mit seiner Jugendliebe Fabienne. Aber so leicht, wie er Delphine schnöde abreisen lassen, so unmöglich ist es, Fabienne wiederzugewinnen. Sein Versuch - so hat es die F.A.Z. charakterisiert -, „sich zur Teilnahme an der eigenen Existenz zu bewegen“, ist gescheitert. Wieder einmal kehrt er um und fährt, halb unschlüssig, gen Westen, an die Atlantikküste. Das Happyend, zu dem es dann doch noch kommt, ist keines, alles beginnt neu, alles beginnt, alles geht weiter: „Sie umarmten sich, drückten sich so fest, dass es wehtat. Delphines Körper war kühl. Über ihre Schulter sah Andreas nicht weit entfernt ein anderes Paar, das sich umarmte, und es war ihm, als beobachte er sich und Delphine, als sei er weit entfernt von allem. Nur das Rauschen der Wellen war ganz nah und umfing ihn.“