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Gretchen Dutschke

Der Titel des Buches ist eine einfache Jahreszahl: „1968“, Der Untertitel zieht eine Bilanz - in der ersten Person Plural: „Worauf wir stolz sein dürfen“. Geschrieben hat es die Witwe des Mannes, über den Wikipedia vermeldet, dass er ein deutscher marxistischer Soziologe und politischer Aktivist gewesen sei und als Wortführer der Studentenbewegung der 1960er Jahre in West-Berlin und Westdeutschland gelte. Am Montag, den 1. Oktober 2018 wird Gretchen Dutschke um 20 Uhr im Lesesaal der Stadtbücherei Uhr aus ihrem neuen Buch lesen.

Unter dem Titel „Rudi Dutschke: Wir hatten ein barbarisches, schönes Leben. hatte Gretchen Dutschke-Klotz, geb. in Oak Park, Illinois, im Jahr 1996 eine umfangreiche Biographie ihres 1979 verstorbenen Mannes vorgelegt und 2003 unter dem fordernden Titel „Rudi Dutschke. Jeder hat sein Leben ganz zu leben“ die Tagebücher ihres Mannes herausgegeben. Jetzt verleiht sie ihrer Überzeugung Ausdruck, dass der Freiheitsdrang des 68er Protestes sich am Ende doch habe durchsetzen können. Deutschlands Verwandlung in eine tolerante Zivilgesellschaft verdanke sich insbesondere jenem Aufbruch.

Gretchen Dutschke, die gebürtige Amerikanerin, berichtet aus unmittelbarem Erleben: Als Frau von Rudi Dutschke war sie aktiver Teil von dessen Gedanken und Idealen wie auch vieler Aktionen des Protests, die er und mit ihm viele andere organisierten – einerseits. Andererseits hält sich immer der Blickwinkel einer Außenstehenden, die sich ein ausreichendes Maß an kritischer Distanz hat erhalten können. „Was hat sich als Fehler, was als Illusion erwiesen“, fragt Gretchen Dutschke sich und uns: „Und was hätte das Zeug, auch heute noch Lust auf eine den globalen Herausforderungen sich stellende Protestbewegung zu machen?“

Aber die 68er-Utopie einer globalen Befreiung von Ausbeutung und Unterdrückung hat sich nicht umsetzen lassen, aktuell möchte man sagen: Monat für Monat, Woche für Woche wird das deutlicher sichtbar. Irgendwo ist er hängen geblieben, der große Traum von einem ganz anderen, einem freien Leben für alle. Und trotzdem: Dass doch etwas und sogar nicht einmal so wenig von diesem Widerstand gegen die autoritär „verwaltete Welt“ (Adorno) von damals in unserem Land nachwirkte und wirkt, gehört neben dem Scheitern ebenso zur Bilanz dieses wirkmächtigen „Tumults“ (Enzensberger). Lars Langenau in der Süddeutschen Zeitung zieht seinerseits eine Bilanz: „Gretchen Dutschke hat ein wunderbares, manchmal schrecklich offenes Buch aus der Perspektive der Frau des prominentesten Studentenführers geschrieben.“ Im Gegensatz zu ihrer Dutschke-Biographie aus dem Jahr 1996 gehe es hier mehr um die Bewegung: „Es ist eine Mischung aus ihrer eigenen Biografie und dem Versuch zu erklären, was bleibt.“