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Annie Ernaux

Nach der Vergabe des Literaturnobelpreises an Annie Ernaux (geb. 1940) und die kontroversen Reaktionen war die Schriftstellerin schlagartig auch all denen bekannt, die sich zuvor nicht besonders für Frankreich oder „Frauensachen“ interessierten und mit dem Begriff „Autosoziofiktion“ nichts anzufangen wussten. Annie Ernaux schreibt seit einem halben Jahrhundert und wurde in Deutschland einem größeren Kreis bekannt, als vor einigen Jahren die Welle literarischer Texte über Herkunft, Milieu und soziale Ungleichheit den Buchmarkt überrollte. Die Ahnin dieser Bewegung ist Annie Ernaux. Ihre schlanken Texte verknüpfen Individual- und Kollektivgeschichte und bestechen durch die Sichtbarmachung der „feinen Unterschiede“, die schnörkellose Klarheit des Stils und die Reflexion auf das Schreiben selbst. In dem frühen Vaterbuch Der Platz (1983) erinnert sich die Erzählerin, „die niemand anderes ist als der Autor“ (französischer Klappentext 1983), an das einfache Leben ihres Vaters und den eigenen sozialen Aufstieg. Im Rückblick stellt sich die Frage nach Zugehörigkeit und Verrat. Die späte Erzählung Der junge Mann (2022) schildert die selbstbewusste Liaison zwischen einer älteren Dozentin und einem Studenten als Déja-Vu- Erlebnis zwischen Skandal und Aufbruch. Beide Bücher sind Gegenstand des Abendgesprächs, mit einem Exkurs in die breiter angelegte Lebensbeschreibung Die Jahre (2008).

Moderation: Walburga Hülk-Althoff, Christian von Tschilschke
Als Gast: Prof. Dr. Gregor Schuhen (Landau)