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Tiziano Scarpa am 10. November in der Stadtbücherei

1997 hat der diesjährige Träger des Friedenspreises des deutschen Buchhandels, Claudio Magris, den Premio Strega erhalten, einen der renommiertesten Literaturpreise Italiens. Die deutsche Übersetung seines Buches Die Welt en gros und en détail hat er seinerzeit in Münster beim Literaturverein vorgestellt. Tiziano Scarpa, der in diesem Jahr den Premio Strega erhalten hat, wird am Dienstag, dem 10. November 2009, um 20 Uhr in der Stadtbücherei aus seinem preisgekrönten Roman Stabat Mater lesen und im Gespräch mit der Literaturwissenschaftlerin und Übersetzerin Paola Barbon Auskunft über seine Arbeit geben.

Der 1963 in Venedig geborene Tiziano Scarpa gehört zu den phantasievollsten Autoren der jüngeren Generation in Italien. Neben Erzählungen (Amore ®, 1998) und Romanen (Was ich von dir will, 2003) hat er auch Hörspiele, Theaterstücke und Popsongs verfasst. Einem größeren Publikum wurde er mit seinem ungewöhnlichen Stadtführer Venedig ist ein Fisch (2000) bekannt. Venedig ist auch der Schauplatz seines letzten Romans Stabat Mater (2008), der in diesem Jahr in deutscher Übersetzung bei Wagenbach erschienen ist und in dem Scarpa auf das Genre des historischen Romans zurückgreift. Im Mittelpunkt der Erzählung, die im Venedig des 18. Jahrhunderts spielt, steht die Waise Cecilia, die nicht ohne Grund den Namen der Patronin der Musik trägt. Denn sie ist im „Ospedale della Pietà” aufgewachsen, dem berühmtesten jener venezianischen Waisenhäuser, deren weibliche Zöglinge eine hervorragende musikalische Ausbildung erhielten und deren Konzerte Musikliebhaber aus aller Welt anzogen. Kein Geringerer als Antonio Vivaldi wurde 1716 zum Konzertmeister des „Ospedale della Pietà“, für dessen Orchester er die Mehrzahl seiner Konzerte komponierte. Wie bereits der vieldeutige Titel andeutet, vermischt sich in Tiziano Scarpas Roman in kunstvoller Weise die sehnsüchtige Klage des Waisenkinds Cecilia um die ihr unbekannte Mutter mit Reflexionen über das Wesen der Musik, die von der Begegnung mit Vivaldi in ihr ausgelöst werden. Sind es einerseits Antonio Vivaldi und seine Musik, die in Cecilias Existenz die entscheidende Wende herbeiführen, so erfährt der musikinteressierte Leser andererseits auch, auf wen die musikalischen Erfindungen des Maestro in Wahrheit zurückgehen … Aus der Perspektive einer weiblichen Künstlerfigur und ohne Scheu vor Anachronismen entsteht so eine überraschende und lebendige Hommage an den großen venezianischen Komponisten.